Beziehungsenergie auf vier Ebenen

Im Rahmen der Masterthesis „Relationale Energie im Krankenhaus: Eine qualitative Analyse relevanter Faktoren der relationalen Energie im Kontext der interkollegialen Beziehungsgestaltung im Kliniksektor“ (Zeller, 2021) habe ich das unten abgebildete Faktorenmodell entwickelt. Dieses zeigt Reflexions- und Handlungsfelder für Krankenhausmitarbeitende aller Bereiche und Hierarchieebenen auf. Daraus lassen sich neue, beziehungsorientierte Wege der Organisationsentwicklung ableiten.

Entscheidend ist, dass im Klinikalltag jede:r Mitarbeitende täglich einen entscheidenden Beitrag dazu leisten kann, Beziehungsenergie entstehen und fließen zu lassen.

Der Untersuchung relevanter Faktoren von Beziehungsenergie im Krankenhaus liegt ein integraler Ansatz zugrunde (Wilber 2005). Die herausgearbeiteten 25 Faktoren lassen sich auf vier Ebenen verorten. Diese sind:

  1. Die Ebene des Denkens und Fühlens des Einzelnen – beispielsweise eine positive Grundhaltung.
  2. Die Ebene des Verhaltens – beispielsweise fachliche und mentale Unterstützung, Zuhören, Rückmeldung und Bestätigung, Umgänglichkeit und Humor.
  3. Die Ebene gemeinsamer Überzeugungen und Werte – beispielsweise Respekt und Wertschätzung, Vertrauen und Zutrauen, Ganzheitlichkeit).
  4. Die Ebene organisationaler Rahmenbedingungen – beispielsweise zeitlicher Freiraum, Austauschprozesse, Bewertungssysteme, räumliche Bedingungen.

Es war zu erwarten, dass insbesondere die Verhaltens- und die Werteebene für den Aufbau relationaler Energie von Bedeutung sind. Dies wurde in der Untersuchung bestätigt, jedoch zeigte sich im Rahmen der branchenspezifischen Betrachtung eine hohe Relevanz der kollektiv-objektiven Ebene. Dies bedeutet:

Die Schaffung förderlicher Bedingungen und Strukturen im Krankenhaus ist die Voraussetzung dafür, energetisierendes Verhalten des Einzelnen entstehen und sichtbar werden zu lassen sowie gemeinsame Werte am Arbeitsplatz zu leben.

Grundsätzlich gilt, dass die Ebenen nicht isoliert voneinander zu betrachten sind: Alle Quadranten sind eng miteinander verwoben und sie beeinflussen sich gegenseitig (Enzler et al., 2021). Deutlich wird dies beispielsweise anhand der Faktoren

  • positive Grundhaltung sowie positive Kommunikation,
  • Respekt und Wertschätzung sowie Rückmeldung und Bestätigung,
  • Augenhöhe sowie Partizipation und Gestaltungsspielraum.

Das Phänomen relationaler Energie ist für Krankenhausmitarbeitende Chance und Herausforderung zugleich. Wir brauchen ein ganzheitliches Bewusstsein für die Relevanz der interkollegialen Beziehungsgestaltung – inklusive aller damit verbundenen Ebenen, Faktoren, Grenzen und Wechselwirkungen.

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Literatur:
Enzler, S., Abbenhaus, A.-C., Fackler-Stamm, R., Gnann, F., Kho, N., Luger, M. (2021). Logbuch: Wandel in deiner Organisation integral gestalten. Senser.
Wilber, K. (2005). Introduction to integral theory and practice: IOS basic and the AQAL map. In: Journal of integral theory and practice 1(1), 1-38.
Zeller, C. (2021). Relationale Energie im Krankenhaus: Eine qualitative Analyse relevanter Faktoren der relationalen Energie im Kontext der interkollegialen Beziehungsgestaltung im Kliniksektor. Masterthesis, FHWien der WKW