Wenn wir interne Kommunikation ganz neu, sprich auf der grünen Wiese, denken könnten, was würden wir tun? Wenn wir uns von allem lösen, was wir „schon immer so gemacht haben“, wie sähe das Resultat aus?

Interne Kommunikation kann heute und morgen weitaus mehr leisten, wenn wir ihr wahres Potenzial ausschöpfen.

Das Gesundheitswesen und seine Institutionen stehen vor riesigen Herausforderungen durch Kostendruck, neue Wettbewerbs- und Personalbedingungen, die mit der Digitalisierung verbundenen Innovationspotenziale sowie den Wertewandel in der Arbeitswelt (von Pflichtwerten hin zu Selbstentfaltungswerten). Mehr denn je brauchen wir wirkliche Kooperation, um dem wirkungsvoll zu begegnen.

Es gilt vernetzter zu denken, integrativer, beziehungsorientierter. Weit verbreitete Dinge wie Texte, Printprodukte, Videos und Powerpoint-Präsentationen sind leblos und statisch: Frontal- und Einwegkommunikation, von der wir hoffen, dass Menschen sie aufnehmen und verarbeiten. Zwar tragen gutes Storytelling und eine emotionale, authentische Ansprache (aus der Erlebenswelt der Angesprochenen heraus) durchaus zu einer gelingenden Kontaktaufnahme bei – doch echte, nachhaltige Kommunikation entsteht nur im Dialog.

Nach dem Vortrag eine „Frage-und-Antwort-Runde“ zuzulassen, ist das Eine. Echte Partizipation bezieht von Beginn an ein - und voller Überzeugung die New Work-Prinzipien in die Kommunikation einfließen zu lassen, sie sogar zum Ausgangspunkt der Kommunikation werden zu lassen, ist weit mehr als das.

Freiheit, Selbstverantwortung, soziale Verantwortung, Entwicklung und Sinn – diese Prinzipien geben die Richtung vor und lassen die „kommunikative grüne Wiese“ lebendig werden.

Wir brauchen neue und sinnstiftende Formate, die uns den Rahmen geben, uns auf Augenhöhe und in gemeinsamer Verantwortung zu begegnen – und zwar in allen Berufsgruppen und auf allen Hierarchieebenen.

Dazu gehören der Mut, die Veranstaltungsagenda nicht vollends durchstrukturiert und jede Antwort bereits parat zu haben. Geben wir uns die Möglichkeit des Perspektivwechsels und die gefühlte Sicherheit, auch unbequeme Fragen zuzulassen. Gerade für diese sollten wir dankbar sein, denn sie sind ein wertvolles Geschenk der Offenheit.

So sollten auch digitale Kanäle wie Intranet und Mitarbeiter-App nicht nur den Vorteil der tagesaktuellen Informationsvermittlung in den Fokus stellen, sondern insbesondere den Like-Button, das Kommentarfeld, den Chat, den digitalen Projektraum u.s.w. – kurzum: immer wieder zum kollegialen Austausch, Erfahrungs- und Wissenstransfer einladen.

Kommunikation findet nicht in einer einzigen Abteilung statt. Die Zeiten der Kommunikationshoheit sind vorbei – und das ist gut so. Kommunikation prägt eine Organisation jeden Tag, an jedem Ort. Jeder Mitarbeitende ist in jedem Moment gleichzeitig Sender wie Empfänger, Botschafter und Entscheider und prägt damit ganz entscheidend die Unternehmenskultur. Somit wird interne Kommunikation zur moderierten Gemeinschaftsaufgabe und muss sehr viel breiter gedacht (und gemacht) werden als bisher.

Menschen brauchen die Möglichkeit, den Sinn des großen Ganzen erfassen, vor allem in Veränderungsprozessen. Sie brauchen die Freiheit, als Beteiligte mitreden, -lernen und -gestalten zu können – und Systeme, die genau das erlauben und dazu einladen.

Workshops sowie offene Formate wie Barcamp, World Café und Lunch & Learn bieten hierfür einen lebendigen Rahmen und die Chance, neue positive Erfahrungen zu machen. Methoden wie Design Thinking, Liberating Structures und Working Out Loud sollten auch im Krankenhaus keine Fremdworte bleiben, sondern können gezielt und nutzenorientiert zum Einsatz kommen.

Von entscheidender Bedeutung sind unsere Haltung und die damit verbundene Rolle, die wir der internen Kommunikation zuschreiben. Das Gesundheitswesen ist geprägt durch feste Strukturen und Hierarchien, verbunden mit überschaubarem Gestaltungsspielraum innerhalb enger Grenzen. Die Realität ist nun mal sehr komplex – die eingangs erwähnte „grüne Wiese“ bis auf den letzten Meter vermessen und verteilt.

Die Realität entlässt uns nicht aus der gemeinsamen Verantwortung, eine Vision dessen zu entwickeln, wie wir zukünftig miteinander umgehen, lernen und arbeiten wollen. All dies kann ohne eine weiterentwickelte gemeinsame Kommunikation nicht gelingen.

„Jede:r ist verantwortlich für sich selbst, das Team und das Ergebnis“ (Daniel Auwermann). Wenn wir dies wirklich, wirklich ernst nehmen, kommen wir zu einer neuen Form von Arbeit, die uns mehr Energie gibt als sie uns entzieht. Gleiches gilt auch die Art und Weise unserer Kommunikation – ausgehend von der Überzeugung, dass Menschen frei sind und sie sich selbst und ihre Arbeit weiterentwickeln wollen und dürfen.

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