Lebendige Beziehungen für gute Arbeit

Das uns umgebende soziale Umfeld ist kein unüberwindbares Schicksal, sondern lässt sich jederzeit zum Positiven verändern: Wir können unsere Beziehungen aktiv gestalten. Das Phänomen der Beziehungsenergie (relationalen Energie) belegt die Auswirkungen vermeintlich „weicher“ Faktoren des organisationalen Miteinanders.

Der Begriff Energie leitet sich vom griechischen Wort enérgeia (Wirksamkeit) ab. Beziehungsenergie ist die produktive Energie, die durch die Begegnungen und den Austausch mit Kolleg:innen am Arbeitsplatz entsteht. Sie kann anhand verschiedener Aussagen gemessen werden, beispielsweise: „Nachdem ich mit dieser Person interagiert habe, fühle ich mehr Energie, um meine Arbeit zu tun.“ (Baker 2019)

Beziehungsenergie ist eine Ressource, die von vielen Unternehmen auf folgenschwere Weise unzureichend genutzt wird (Cameron 2013). Dabei sind die Auswirkungen relationaler Energie klar belegt – insbesondere hinsichtlich der Motivation, des Engagements und der Leistungsfähigkeit, und zwar unabhängig von Titeln, Hierarchiestatus und Platz im Organigramm (Cameron 2013, Cross et al. 2003).

„Diejenigen Organisationen mit den besten Ergebnissen verfügen über mindestens dreimal so viele positiv Energetisierende innerhalb ihrer Mitarbeiterschaft wie Unternehmen, die durchschnittliche Ergebnisse erbringen.“ (Cameron 2019)

Die Untersuchung im Krankenhausumfeld (Zeller 2021) machte deutlich, dass bei Klinikmitarbeitenden ein intuitives Bewusstsein für ein energetisierendes Miteinander vorhanden ist und dies teilweise im Team gelebt, jedoch nicht übergreifend gefördert wird.

Dabei sind positive Arbeitsbeziehungen im Krankenhaus ein bedeutender Faktor für

  • die Haltung und Motivation der Mitarbeitenden,
  • ihre Zufriedenheit und ihr Wohlbefinden sowie
  • die Einschätzung darüber, wie effizient die Arbeit erledigt werden kann.

In einem Arbeitsumfeld, das sozial positiv geprägt ist, können Probleme schneller gelöst sowie Patient:innen besser versorgt werden. Von entscheidender Bedeutung ist, dass Arbeitsbeziehungen, die nicht nur als positiv, sondern auch als energetisierend erlebt werden, sogar noch weitere Effekte haben:

  • Sie führen zu einer erhöhten emotionalen Entlastung der Mitarbeitenden,
  • fördern das Gefühl, in einem harmonischen Miteinander zu arbeiten sowie
  • persönlich wachsen zu können.

All dies fördert auch die Bindung an die Organisation.

Die positiven Auswirkungen von Beziehungsenergie auf Mitarbeitende wie auch die Gesamtorganisation Klinik sind untrennbar miteinander verbunden.

Kliniken können viel dafür tun, positive Energie entstehen und fließen zu lassen – und das auf verschiedenen Ebenen. Diese Ebenen zeigt das Faktorenmodell relationaler Energie im Krankenhaus auf.

Im Klinikalltag kann jede:r Mitarbeitende täglich einen entscheidenden Beitrag leisten. Gleichzeitig ist unverkennbar, dass gerade hinsichtlich des Führungsverhaltens im Krankenhaus teilweise erhebliches Optimierungspotenzial besteht. Energetisierende Führung bedeutet, das Umfeld zu beleben, zu stärken und Mitarbeitende dabei zu unterstützen, durch ihre Arbeit aufzublühen (Cameron 2021).

Im 8-Wochen-Programm „Lebendige Beziehungen für gute Arbeit“ beschäftigen sich Teams und Führungskräfte damit, ihre Arbeitsbeziehungen so zu gestalten, dass sie ihnen für die täglichen Herausforderungen produktive Energie verleihen.

Weitere Angebote:


Literatur:
Baker, W. E. (2019). Emotional energy, relational energy, and organizational energy: Toward a multilevel model. In: Annual review of organizational psychology and organizational behavior 6(1), 373-395
Cameron, K. S. (2019). Beziehungsenergie: Schlüssel für Engagement und außergewöhnlichen Erfolg (Vortrag). 5. Positive Psychologie Tour 2019 in Götzis/Bregenz. Auditorium Verlag Schwarzach
Cameron, K. S. (2021). Positively energizing leadership: Virtuous actions and relationships that create high performance. Berrett-Koehler Oakland CA
Cross, R., Baker, W. E., Parker, A. (2003). What creates energy in organizations? In: Sloan Management Review 44(4), 51-56
Zeller, C. (2021). Relationale Energie im Krankenhaus: Eine qualitative Analyse relevanter Faktoren der relationalen Energie im Kontext der interkollegialen Beziehungsgestaltung im Kliniksektor. Masterthesis, FHWien der WKW