NEW WORK RELATIONSHIPS

Um zu erklären, was New Work eigentlich bedeutet, wird häufig der von Bergmann (2004) formulierte Anspruch, „zu tun, was wir wirklich, wirklich wollen“ herangezogen. Fassen wir diesen etwas weiter, indem wir nicht nur den Inhalt und Sinn unserer Arbeit, sondern auch die Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen betrachten, stellt sich die Frage: Arbeiten wir mit den uns umgebenden Menschen so zusammen, wie wir es „wirklich, wirklich wollen“? Wie es gleichermaßen effizient wie wohltuend ist?

„Bei uns steht der Patient im Mittelpunkt“ – Dieser Satz findet sich in zahlreichen Leitbildern von Gesundheitsorganisationen. Er verdeutlicht die Mission, also den grundsätzlichen Auftrag des gesamten Teams: die Gewährleistung einer bestmöglichen medizinisch-pflegerischen Versorgung. Hinsichtlich einer Zukunftsvision ist dieser Satz jedoch wenig hilfreich. Denn: Patientenversorgung um jeden Preis, verbunden mit der Reduktion der behandelnden Menschen auf ihre auszuführende Rolle, gar als Mittel zum Zweck, kann kein alleiniges, nachhaltiges Ansinnen sein. 

„Die Gesellschaft der Zukunft wird eine Gesellschaft sein, in der alles alles stärkt. Alles. Vom Kindergarten an. Stärkt, stärkt, stärkt Menschen. Das ist, was wir brauchen.“
(Bergmann 2017)

So ergibt sich ein ganzheitlicher Blick auf alle Menschen im Gesundheitswesen: nicht nur auf die zu Heilenden, sondern auch auf die Behandelnden, Pflegenden und Unterstützenden. Arbeit sollte viel mehr als eine auszuführende Tätigkeit sein:

„Nicht wir sollten der Arbeit dienen, sondern die Arbeit sollte uns dienen. Die Arbeit, die wir leisten, sollte nicht all unsere Kräfte aufzehren und uns erschöpfen. Sie sollte uns stattdessen mehr Kraft und Energie verleihen, sie sollte uns bei unserer Entwicklung unterstützen, lebendigere, vollständigere, stärkere Menschen zu werden.“
(Bergmann 2004)

New Work im Gesundheitswesen muss den Anspruch haben, dass Mitarbeitende ihre Arbeit als lebendige Menschen beginnen und sie diese auch als lebendige Menschen zu Ende führen. Dies kann gelingen, wenn wir

  • das in vielen Köpfen vorhandene Gegeneinander (von Abteilungen, Berufsgruppen und Hierarchieebenen) verlassen,
  • gesunde, lebensspendende Beziehungen gestalten und
  • in allem, was wir täglich tun, vom Miteinander zum Füreinander kommen.

Bringen wir die Arbeitswelt von morgen in das Gesundheitswesen von heute. Machen wir unsere Organisationen zu lebendigen, lernenden Organisationen.

Diese Vision ist unrealistisch, nicht umsetzbar? Das Gesundheitswesen ist „nun einmal anders“, die angeblich „rosarote Brille“ funktioniert hier nicht? Das System ist so krank, da lässt sich nichts machen? Meine Grundüberzeugung ist eine andere – gestützt durch positive Erfahrungen und ein wertvolles, inspirierendes Netzwerk.
Zudem bestärken mich der Film „Die stille Revolution“ sowie die folgenden Worte:

„Das, was wir träumen können, das können wir auch denken.“ (Götz Werner)
„Die Fokussierung auf das Positive, Machbare, Beeinflussbare hat viel Energie gegeben.“ (Teilnehmerin WOL Healthcare)
„In dem Ausmaß, in dem es uns gelingt, unsere (innere) Aufmerksamkeitsstruktur und ihre Quelle zu sehen, können wir das (äußere) System verändern.“ (C. Otto Scharmer)


Literatur:
Bergmann F. (2004). Neue Arbeit, Neue Kultur. Arbor Verlag Freiamt
Bergmann F. (2017). NWX17 – Prof. Dr. Frithjof Bergmann auf der XING New Work Experience 2017.