Was hält Teams in Kliniken wirklich zusammen, wenn der Alltag von Hektik, steigenden Anforderungen und strukturellen Veränderungen geprägt ist? Oft sind es nicht Prozesse oder Regeln, sondern die Art, wie Menschen einander begegnen. Doch genau diese Verbindung geht im Arbeitsalltag leicht verloren – und mit ihr schwindet die Energie, die Teams motiviert, Vertrauen wachsen lässt und gute Zusammenarbeit ermöglicht. Sarah Schäfer, Bereichsleiterin Pflege DIM im Stadtspital Zürich, beschreibt es so:

„Wir hatten das Bedürfnis, uns als Menschen wieder näherzukommen.“

Was daraufhin durchgeführt wurde, war nicht etwa ein klassisches Führungskräftetraining, sondern ein praxisnahes Peer Coaching-Format. Das Ziel bestand darin, das Miteinander im Team gezielt zu fördern – genauer gesagt: die produktive Energie, die im Miteinander entsteht. „Relational Energy“ (Beziehungsenergie) fließt besonders dann, wenn Menschen sich gegenseitig mit Aufmerksamkeit, Wertschätzung, echtem Interesse und gegenseitiger Unterstützung begegnen.

Positiv führen – mit Energie

Wissenschaftliche Studien beweisen seit langem: Sobald Beziehungsenergie zwischen Mitarbeitenden fließt, steigen nachgewiesenermaßen Motivation, Engagement und Leistungsfähigkeit – und zwar unabhängig vom Hierarchiestatus der Personen (Cameron 2013, Cross et al. 2003). Positive Arbeitsbeziehungen sind auch im Krankenhaus ein bedeutender Faktor für die Haltung und Motivation der Mitarbeitenden, ihre Zufriedenheit, ihr Wohlbefinden sowie die Einschätzung darüber, wie effizient die Arbeit erledigt werden kann.

Auch im Positive Leadership-Ansatz von Ruth Seliger (2016) ist verankert:

„Entscheidungen von Führung sollen immer auf die Frage bezogen sein, ob die Organisation dadurch mehr oder weniger Energie gewinnt, ob die Arbeit dadurch leichter, effizienter oder besser gemacht werden kann, und ob die von den Menschen eingebrachte Energie gut fließt – oder nicht.“

Die entscheidende Frage also lautet: Wie können wir unsere Zusammenarbeit so weiterentwickeln, dass wir gemeinsam dafür sorgen, uns am Arbeitsplatz vitaler und kraftvoller zu fühlen?

Gerade in Kliniken hängt viel von funktionierenden Arbeitsbeziehungen ab: Kommunikation, Zusammenarbeit, Patientensicherheit – alles ist eng damit verknüpft, wie gut die Menschen im Haus miteinander verbunden sind. Somit ist es entscheidend, auch im dynamischen und herausfordernden Klinikalltag einen Raum für persönlichen, vertrauensvollen und wertschätzenden Austausch zu schaffen.

Gemeinsamer Rahmen, individueller Freiraum – und Impulse, die wirken

„Alles im Leben ist Energie. Und genau darum setzen wir in der Führungsentwicklung auf Beziehungsenergie und Energizing Leadership.“

Sarah Schäfer ist davon überzeugt: „Führungskräfte haben durch die Anwendung der Prinzipien gesunder und positiver Führung einen direkten Einfluss auf ihre Teams, das Arbeitsklima und die Arbeitsbedingungen.“ Und Teams, die in positiver Beziehung stehen, arbeiten enger und effizienter miteinander.

Im Rahmen des wetality Peer Coaching-Programms „Lebendige Beziehungen für gute Arbeit“ konnten 16 Führungskräfte der Pflege die Auswirkungen von Beziehungsenergie und die Effekte auf die Teamdynamik selbst erkunden und für sich nutzbar machen. Das mehrwöchige Programm wurde in selbstorganisierter Form gestaltet, sodass es leicht in den Arbeitsalltag integrierbar ist und den vertrauensvollen Austausch in Kleingruppen fördert. Durch praxisnahe Impulse und Übungen aus der Positiven Psychologie, integralen Organisationsentwicklung und agilen Methoden erkundeten die Teilnehmenden vorhandene Stärken und entwickelten eigene Ansätze und Ideen.

Das Ziel, die Arbeitsbeziehungen aus eigener Kraft zu stärken und produktive Energie für die Lösung der täglichen Herausforderungen zu gewinnen, zog sich wie ein roter Faden durch das gesamte Coaching. In zwei übergreifenden Workshops wurden die Themen vertieft, beispielsweise anhand dieser Fragen: Was bedeutet Führung, wenn wir sie als Energiequelle verstehen? Wie können wir auch in schwierigen Situationen Verbindung schaffen?

„Augenöffnend, stärkend, motivierend“ – Stimmen aus dem Stadtspital Zürich

Im Anschluss an das Coaching wurde eine Online-Evaluation durchgeführt. Das Ergebnis: 89 Prozent der Teilnehmenden gaben an, dass das Programm ihre Erwartungen erfüllt oder übertroffen habe. Besonders gelobt wurden der persönliche Austausch, die kompakte Struktur und die direkt im Alltag spürbare Wirkung.

„Das war augenöffnend! Das Coaching ist absolut empfehlenswert, um als Team näher zusammenzurücken, energiefressende Gewohnheiten zu unterbrechen und durch neue zu ersetzen. Außerdem, um als Führungskraft zu verstehen, was das Team noch braucht, um in lebendige Beziehungen gehen zu können.“

Die Teilnehmenden berichteten von mehr Motivation, stärkeren Beziehungen und einem neuen Blick auf den Arbeitsalltag:

„Langfristig bleibt das Wissen, das Positive überwiegt täglich. Man muss es nur bewusst nutzen, um sich selbst zu stärken und Kraft daraus zu schöpfen. Um gestärkt und voller positiver Energie in anspruchsvolle Situationen hinein- oder sie anzugehen.“

„Das Programm hat mich sehr motiviert, das Thema im Alltag weiter zu verfolgen, zu stärken und einen Weg zur Umsetzung zu finden. Vieles läuft bereits gut.“

Auch methodisch wurden Impulse in den Klinikalltag übernommen: Einige Teilnehmende starten Meetings nun mit einem Check-in, der dem Team Energie gibt, andere integrieren Fragen zur Beziehungsqualität in ihre Führungsroutinen. Die Teams entwickelten zunehmend einen bewussteren Blick für gelungene Situationen und vorhandene Stärken. Diese Perspektivverschiebung wirkte sich spürbar positiv auf die Zusammenarbeit und die Stimmung im Alltag aus.

„Das Coaching hat klar das Bewusstsein verändert: Jedes einzelne Individuum ist Teil einer positiven Arbeitsplatzkultur. Führungspersonen haben durch ihren Einfluss und ihre Vorbildfunktion einen erheblichen Impact im Aufbau und Erhalt dieser Kultur.“

 Drei Prinzipien für lebendige Zusammenarbeit

Veränderung braucht keinen großen Aufwand, sondern eine bewusste Entscheidung für Beziehung und Dialog. Drei zentrale Prinzipien leiten sich aus den Erfahrungen im Stadtspital Zürich ab:

  • Beziehung ist Führungsaufgabe – und zugleich die wichtigste Energiequelle
  • Kleine Impulse entfalten große Wirkung, wenn sie konsequent gelebt werden
  • Selbstorganisation stärkt Vertrauen, Eigenverantwortung und nachhaltige Zusammenarbeit

„Es war inspirierend, was mit Positivität erreicht werden kann – im Team und bei mir.“

Auf diese Weise entsteht eine Arbeitskultur, in der energetisierende Beziehungen bewusst gefördert werden, individuelle Stärken und Potenziale mit Teamgeist zusammenwirken und der offene Erfahrungsaustausch den nötigen Raum erhält. Zusammenarbeit wird menschlicher, kreativer und nachhaltiger – getragen von gemeinsamer Verantwortung und gegenseitiger Unterstützung.
Menschen machen Arbeit lebendig – wenn sie einander lebendig begegnen.


➡️ Neugierig auf mehr?
Gern sende ich Ihnen die Gesamtergebnisse der Befragung sowie Details zum Programm „Lebendige Beziehungen für gute Arbeit.
Lassen Sie uns gemeinsam erkunden, wie Peer Coaching auch in Ihrer Klinik, Gesundheits- oder Sozialorganisation wirken kann – und wie energetisierende Beziehungen die Zusammenarbeit auf ein neues Level heben: menschlich, lebendig und nachhaltig.


Quellen:

  • Cameron KS (2013) Practicing positive leadership: Tools and techniques that create extraordinary results. Berrett-Koehler Oakland CA
  • Cross R, Baker WE, Parker A (2003) What creates energy in organizations? In: Sloan Management Review 44(4), 51-56
  • Seliger R (2016) Positive Leadership: Führen mit Energie. In: C. von Au (Hrsg.), Wirksame und nachhaltige Führungsansätze, 59-74. Springer