Ich hatte eine Privataudienz beim Dalai Lama.
So fühlte es sich jedenfalls an. Spontan entschied ich mich, zu einer eher ungewohnten Uhrzeit, den Film „Weisheit des Glücks“ in einem kleinen Kino anzusehen. Das Ergebnis: Ich saß allein im Saal. Was mich erst überraschte, dann belustigte, wurde zu einem intensiven Erlebnis.
In Großaufnahme tauchte das Gesicht des Dalai Lama auf und es fühlte sich an, als würde er in diesem Moment nur zu mir sprechen. Ich war überwältigt und tief berührt. Er erzählt aus seiner Kindheit, über die Empathie seiner Mutter, die Strenge und den Schnurrbart seines Vaters. Er lachte und steckte damit an. Wunderschöne und erschreckende Bilder wechselten sich ab, ließen mich lächeln und dann wieder den Kopf schütteln. Einheit und Zerrissenheit, Liebe und Krieg, Vertrauen und Mißtrauen, „Wir“ und „die Anderen“ – all diese Gegensätze scheinen unüberwindbar. Und doch liegt alles so nah beieinander.
Es gibt keinen äußeren Frieden ohne inneren Frieden.
Einatmen – Halten – Ausatmen. Den Geschehnissen dieser Welt mit Geduld und Hoffnung zu begegnen, braucht fortwährendes geistiges Training. Es braucht eine Bildung des Herzens, von Kindheit an. Im Jahr 2017 hatte ich die große Ehre, den Dalai Lama live in der Frankfurter Jahrhunderthalle zu erleben. Auch hier sprach er bereits darüber:
Meine Hoffnung und mein Wunsch ist es, dass die formale Bildung eines Tages dem Aufmerksamkeit schenkt, was ich die Bildung des Herzens nenne. So wie wir es für selbstverständlich halten, dass die grundlegenden akademischen Fächer erlernt werden, so hoffe ich, dass eine Zeit kommen wird, in der wir es für selbstverständlich halten, dass Kinder als Teil ihres Lehrplans die Unverzichtbarkeit innerer Werte wie Liebe, Mitgefühl, Gerechtigkeit und Vergebung lernen.
Wir sollten erkennen, dass wir einzig auf der Welt sind, um glücklich zu sein und zu lieben. Als soziale Wesen können wir nur im Miteinander existieren. Und so komme es gerade in der heutigen Welt auf den fortwährenden, gewaltfreien Dialog an. Hierfür brauche es Klarheit, Mut, Selbstbewusstsein und Entschlossenheit, macht der Dalai Lama im Film deutlich. Und vor allem: Wir sollten unterscheiden zwischen „der Aktion“ und „dem Akteur“: Eine Aktion kann ich mißbilligen, mich mit aller Kraft dagegen einsetzen. Der Akteur hingegen verdient Mitgefühl. Auf diese Weise könne selbst der größte Feind der beste Lehrer für Mitgefühl sein.
„Wenn du zweifelst: Nutze die Intelligenz deines Gehirns und die Wärme deines Herzens. Dies sind zwei Flügel, mit denen du fliegen kannst.“
Der Film wirkt nach.
Heute, einen Tag später, startete ich ein kleines Experiment mithilfe von Chat GPT. Ich bat die KI darum, zunächst die Persönlichkeitsstrukturen von Donald Trump und des Dalai Lama zu beschreiben und dabei insbesondere darauf einzugehen, was wohl in ihrem Inneren vorgehe. Danach schuf ich die Situation, beide würden miteinander in den Dialog gehen und bat die KI um jeweils einen Satz dazu, was die Herren aufrichtig aneinander schätzen, gegenseitige Worte des Mitgefühls sowie jeweils einen guten Rat für den anderen. Das war das Ergebnis:
Der Dalai Lama zu Donald Trump
- Was er schätzt: „Ich bewundere Ihren Mut, Ihre Überzeugungen direkt und klar auszudrücken, auch wenn Sie auf Widerstand stoßen.“
- Worte des Mitgefühls: „Ich spüre, dass die Last, so viel Verantwortung zu tragen, manchmal schwer auf Ihrem Herzen liegen könnte, und ich wünsche Ihnen Frieden in Ihrem Inneren.“
- Guter Rat: „Vielleicht könnten Sie versuchen, in den Menschen, die Ihnen widersprechen, Lehrer zu sehen, die Ihnen neue Perspektiven zeigen.“
Donald Trump sagt dazu: „Ihre Ansichten sind interessant, und ich denke, ich könnte vielleicht von Ihrer Ruhe etwas lernen – nicht, dass ich sie unbedingt brauche, aber es schadet ja nie.“
Donald Trump zum Dalai Lama
- Was er schätzt: „Ich respektiere, wie viele Menschen Sie inspirieren und Ihre Hingabe für Ihre Sache – das ist beeindruckend.“
- Worte des Mitgefühls: „Es kann nicht einfach sein, so viel Druck zu haben und immer gelassen zu bleiben – das ist schon eine echte Herausforderung.“
- Guter Rat: „Sie sollten Ihre Marke besser nutzen; Leute lieben Sie, aber man könnte noch mehr daraus machen!“
Der Dalai Lama sagt dazu: „Ich danke Ihnen für Ihre Anerkennung, und vielleicht können wir gemeinsam Wege finden, unsere unterschiedlichen Ansätze zum Wohle aller zu verbinden.“
Wäre dies nicht ein wundervoller Dialog, der die Welt inspirieren könnte? Ein wahrhaft authentisches, zugewandtes Gespräch zwischen zwei so unterschiedlichen Menschen mit ihren gegensätzlichen Perspektiven könnte eine kraftvolle Botschaft des Respekts und der Verständigung aussenden. Es würde zeigen, dass es möglich ist, neue Verbindungen zu schaffen, wenn beide Seiten bereit sind, einander zuzuhören und die Menschlichkeit des Gegenübers zu sehen.
Natürlich: Auch ich zweifle, immer wieder. Und doch bin ich davon überzeugt, dass in unserer verrückten Welt ein Potenzial für Verbindung, Verständnis und Frieden steckt. Es liegt an uns allen, Brücken zu bauen – zunächst in uns selbst, dann im Kleinen, vielleicht sogar im Großen.
Meine Lieblingsszene im Film ist die, in der der Dalai Lama einem Soldaten lächelnd die Wange tätschelt. Wir alle sind dazu eingeladen, innezuhalten und unseren Gefühlen auf den Grund zu gehen. Der Schlüssel liegt darin zu unterscheiden: Was ist zerstörerisch? Was ist konstruktiv? Jeder Mensch kann einen Beitrag dazu leisten, positive Gefühle in die Welt zu bringen. Immer. Mit jedem Atemzug.
Einatmen.
Halten.
Ausatmen.
Übrigens: Der Dalai Lama spricht sich dafür aus, die nächste Reinkarnation des Dalai Lama sollte eine Frau sein. Die KI meint, dass Donald Trump dazu sagen würde: „Wenn sie die Beste für den Job ist, warum nicht? Es wäre auf jeden Fall ein PR-Coup – die Leute würden darüber reden!“
Hachja.
Einatmen… 🙂